Mittwoch, 10. Februar 2010

Der Milford Track

Zunächst einmal: Vielen Dank für die lieben Glückwünsche. Es ist echt ein gutes Gefühl zu wissen, dass man noch nicht völlig vergessen ist.

Doch nun zum Track. Ich will es vorweg nehmen: Das Wetter war einfach genial. Über 200 Regentage im Jahr, doch wir hatten bestes Wetter und traumhafte Temperaturen.
Am 3. Februar sind wir um 14 Uhr mit einem Boot, eine Stunde lang, durch die Fjorde zum Startpunkt des Tracks gebracht worden. Dort angekommen entschieden wir uns erstmal für eine Abkühlung im Fjord ehe es auf den, nur 5,5 Kilometer kurzen, Fußmarsch zur ersten Hut ging. Die Landschaft glich einem Regenwald und die Schnee bedeckten Hügel im Hintergrund bildeten ein wunderschönes Panorama.
Der Weg führte die ersten zwei Tage an einem Fluss entlang dessen Quellwasser Trinkbar ist. Dort nahmen wir unser zweites Bad an diesem Tag und konnten nur staunen wie klar und sauber das Wasser war. Nach der willkommenen Abkühlung ging es zur Hut und kamen als letzte unserer Gruppe an.
In unserer 40 Mann starke Gruppe waren wir nicht nur tendenziell die jüngsten (Durchschnittsalter lag bei 40 – 45), wir hatten auch das mit Abstand schwerste Gepäck. Das lag zum einen daran, dass wir unnötiger Weise einen Gaskocher mit uns schleppten (Die Huts waren damit ausgestattet) und zum anderen daran, das außer uns alle anderen komplett auf Alkohol verzichtet hatten. So ging auch ein Lachen durch die Runde als Rico und Ich zum Abendessen den Wein und Whisky auspackten.
Während wir noch auf den ersten Tag anstießen gingen unsere Mitreisenden, wie auch in den folgenden Abenden, schon um halb zehn ins Bett. Als wir ihnen gegen 12 Uhr folgten schlugen uns in der Hut zum einen die Verbrauchte Luft von 20 Menschen in einem kleinen Raum entgegen (gefühlte Temperatur von 100 Grad) und zum anderen ein Geräuschpegel, als würden dutzende Förster den Wald roden. Zum Schlafen sind wir also nicht viel gekommen.
Das lag auch daran das sich unsere Zimmergenossen als absolute Frühaufsteher entpuppten (kein Wunder eigentlich, wenn man schon so früh ins Bett geht) und beim Aufstehen keine Rücksicht auf uns nahmen, die gerade einmal ein paar Stunden schliefen. Die Härte war dann noch als ein Australier die Türen weit aufriss und offen ließ, sodass wir von dutzenden stechenden Sandflies geweckt wurden.
Als letzte unserer Gruppe machten wir uns dann gegen 10 Uhr auf zur zweiten, 16 Kilometer langen Etappe.
Nach ein paar Stunden lichtete sich der Wald etwas und die Gebirgsketten rückten links und rechts näher zusammen. Von den noch immer Schnee bedeckten Spitzen der Berge gespeist, ergossen sich von beiden Seiten Wasserfälle in das Tal, welches wir durchschritten. Die Wasserfälle wiederum sammelten sich in kleinen, absolut klaren und überraschend warmen Seen, in denen wir uns öfters abkühlten. Man konnte bis unter den Wasserfall schwimmen und dort im Schmelzwasser eine schöne Dusche nehmen.
„Awesome“ war das meist gebrauchte Wort an diesem Tag und beschreibt das alles schon ganz gut.
Erneut als letzte kamen wir bei der zweiten Hut an. Leider sind uns an diesem zweiten Tag die gesamten vorgekochten Lebensmittel schlecht geworden. 48 Stunden bei etwa 30 Grad sind dem Reis, den Nudeln, den Frikadellen und der Bolognese Soße nicht gut bekommen und wanderten direkt in den Abfall. Zum Glück hatte ich aus meinen Fehlern beim ersten Track gelernt und noch reichlich Trockennahrung eingepackt
Während wir uns also diese zubereiteten gingen die meisten Mitreisenden schon ins Bett, was für den nächsten morgen böses erahnen ließ. Abends feierten Rico und Ich dann mit drei anderen Deutschen, die wir auf dem Track kennen gelernt hatten, in meinen Geburtstag rein.
Nachts entschieden Rico und Ich uns den Schnarchern und Frühaufstehern zu entgehen und unter Sternen klaren Himmel und bei angenehmen Temperaturen draußen zu schlafen. Als Schlafplatz entschieden wir uns für den Hubschrauber Landeplatz der Hut.
Es muss echt einmalig ausgesehen haben wie wir zwei, mit zwei (fast leeren) Flaschen Whisky neben uns, auf dem Landeplatz geschlafen haben, denn am nächsten Tag wusste zum einen jeder das ich Geburtstag hatte (wildfremde Leute haben mir gratuliert) und zum anderen wurden wir den Rest des Tracks immer wieder auf diese Nacht angesprochen.
Den Schachern waren wir diese Nacht zwar entgangen, dafür stürzten sich früh morgens dutzende Sandflies auf uns. Schon wieder!
Der Sandflies zum Trotz dauerte es bis nach 11 Uhr bis wir, wie bisher immer, als letzte los kamen. Das fehlende Vorgekochte Essen und der verloren gegangene Alkohol machten den Rucksack zum Glück deutlich leichter. Dennoch kamen wir ordentlich ins schwitzen, denn es ging am dritten Tag aus dem Tal der Wasserfälle den Berg hoch, bis auf über 1100 Meter. Bereits nach den ersten hundert Metern waren wir wieder total nüchtern. Oben hatten wir dann eine fantastische Aussicht über den Milford Sound dessen ganze Landschaft uns ein wenig an die Alpen erinnerte.
Als weitaus anstrengender und gefährlicher als der Aufstieg sollte sich der Abstieg erweisen. Zum einen war es furchtbar anstrengend bei jedem Schritt abwärts den Körper plus, immer noch schwerem, Rucksack abzubremsen und zum anderem führte der schmale und zum Teil rutschige Weg direkt an einem sehr hohen und ebenso Steilen Hang entlang. Schließlich passierte es und die Kante des Hanges gab unter meinem Gewicht nach, als ich einmal zu nah an sie heran getreten war. Durch das Gewicht meines Rucksackes konnte ich mich nicht mehr fangen und ich griff im Reflex noch nach ein paar Grasbüschel, in der absurden Hoffnung dass die fünf Halme mich halten würden. Zu meinem Glück wuchsen dort am Hang recht viele Büsche, die einen tiefen Absturz meinerseits verhinderten. Glücklich und dem festen Wurzelwerk der Büsche dankend konnte ich unverletzt wieder auf den Weg zurück klettern. Beim weiteren Abstieg gab es zum Glück keine Probleme.
Sehr Sehenswert war dann noch ein hohes schneebedecktes Plateau von dem sich dutzende Wasserfälle in die tiefe stürzten.
Kurz vor unserer letzten Hut kamen wir dann noch am höchsten Wasserfall Neuseelands vorbei, dessen Wassermassen sich 580 Meter in die Tiefe ergießen. Wie Indiana Jones konnte man hier hinter den Wasserfall klettern, auch wenn man dabei nicht so trocken bleibt wie es im Fernsehen den Anschein macht. Ich versuchte dann noch unter dem Wasserfall zu schwimmen, was aber nicht möglich war da die Wucht, mit der das Wasser heruntergeschossen kam, einfach zu groß war.
Natürlich kamen wir auch diesmal wieder als letzte bei der Hut an. Abends, als alle anderen wieder im Bett verschwunden waren saßen Rico und Ich noch bei einem Whisky zusammen, aßen „Instand Apfelkuchen“ und feierten noch ein wenig mein Geburtstag als es sich mit einem mal anfühlte, als würden ein riesiger Hubschrauber die Hütte aus den Verankerungen reißen und hochheben wollen. Alles begann zu wackeln und zu klappern. Der Dialog war in etwa folgender:
- Was´n das?
- Erdbeben?!?
- Neeeeeeee … oder?
- Erdbeben!!!
Ich überlegte noch kurz ob ich mich einfach unter den Tisch fallen lassen sollte, wo der Alkohol mich ohnehin schon hinzog, entschied mich aber dann für den Sprung über die Bank und ins freie, dicht gefolgt von Rico. Kaum draußen angekommen hörte das Beben auch schon wieder auf und ein Guide kam uns grinsend entgegen und meinte nur: “That was fun, right?!“
Das Erdbeben war die letzte unvergessliche Erfahrung an meinem Geburtstag.
Am nächsten morgen standen wir ausnahmsweise mal mit dem Rest der Gruppe auf und erreichten, da sich die letzten 18 Kilometer wieder durch flachen Wald erstreckten, recht mühelos das Boot um zwei Uhr.
Zurück in TeAnau fielen wir erschöpft und überwältigt in unsere Vans.
Die Frage ob dies nun der schönste Track der Welt war viel uns schwer zu beantworten. Wir haben uns dann drauf geeinigt, dass wir (wie auch alle anderen in unserer Gruppe) bisher noch keinen schöneren gesehen haben und dass der Milford Track echt lohnenswert ist.

In den nächsten Tagen werden wir TeAnau verlassen und zur südlichen Spitze der Südinsel, nach Invercargill reisen und von dort aus, die Ostküste hoch über Dunedin nach Christchurch zum Wellenreiten.

Cheers


















2 Kommentare:

  1. Da bin ich ja echt froh, dass Du Deinen 20. Geburtstag überlebt hast... Aufregender geht's wohl kaum!!! Und wieder super Fotos!!!

    Viele Grüße aus dem eingeschneiten Cuxhaven,
    Inken

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  2. Was für eine unglaublich schöne Landschaft!

    Schön, dass du nicht an deinem 20 Geburtstag das Zeitliche gesegnet hast!
    War es der Alkohol, die fiese Kante oder ein böser Streich des Schicksals?
    Take care
    Bianca

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