Sonntag, 28. Februar 2010

Tsunami Alarm auf Neuseeland

Es war die Nacht vom 27.02.10 auf den 28.02.10: Ich hatte mich, wie jeden Abend bisher, in Kaikoura etwas außerhalb der Stadt direkt an den Strand gestellt um dort zu nächtigen. Außer mir an diesem Platz übernachtete ein Franzose, den ich zufällig kennen gelernt habe, in seinem Zelt am Strand.
Es war etwa fünf Uhr morgens als ich unsanft geweckt wurde: Ein Polizeiauto kam mit Blaulicht und eingeschalteter Sirene neben meinem Van zum stehen. Ich dachte zunächst daran dass wir jetzt irgendwelche Schwierigkeiten wegen „Wild Camping“ bekommen würden, fand aber auch die Aktion ein wenig übertrieben.
Als ich etwas verschlafen meinen Kopf aus der Schiebetür streckte, fragte er mich ob ich denn Englisch verstehen würde. Als ich die bejahrte, klärte er mich auf das es ein schweres Erdbeben (stärke unglaubliche 8,8) vor Chile gegeben habe und um etwa 20 nach acht eine bis zu fünf Meter hohe Tsunami Welle in Neuseeland erwarten würde. Wir sollten doch bitte schnellstmöglich den Strand räumen und in die Berge in der Nähe fahren, um dort den Rest der Nacht zu verbringen.
Ich fragte den Polizisten noch, ob ein Tsunami nicht gut zu Surfen sei und deutete auf mein Surfboard neben mir. Dieser zeigte sich aber humorlos und wiederholte lediglich die Forderung den Strand zu räumen.
Er informierte noch den Franzosen, der ähnlich verschlafen aus seinem Zelt gekrochen kam, ehe er unter Sirenengeheul davon preschte.
Wir entschieden uns der Empfehlung zu folgen, luden das Zelt ins Auto und verbrachten die restliche Nacht deutlich über dem Meeresspiegel.
Am nächsten morgen erfuhren wir durch das Radio das eine 1,5 Meter hohe Tsunami Welle die Küste getroffen habe, man aber noch mit weiteren, möglicherweise größeren, rechne. Des Weiteren hätten plötzlich einsetzende Strömungen den Strand innerhalb von Minuten auf mehrere hundert Meter trocken gelegt. Da diese Warnung für die nächsten 12 Stunden gilt und wir unser Schicksal auch nicht herauf fordern wollten, entschieden wir uns gegen das Surfen für heute.

Hier ist also alles gut gegangen.

Cheers

Samstag, 27. Februar 2010

Schwimmen mit Delphinen, ein unvergessliches Erlebnis

Als erstes auf der Liste war das Schwimmen mit Delphinen. Da diese Tätigkeit aus Gründen des Tierschutzes streng reglementiert ist gibt es nur einen einzigen Anbieter. Zu dem bin ich am 24.02.2010 gefahren, nachdem Rico nach Picton aufgebrochen war.
„Wir sind völlig ausgebucht für die ganze Woche, aber ich kann sie auf die Warteliste setzen“ war die etwas ernüchternde Antwort der Angestellten.
Also musste ich erstmal auf den Anruf warten, was sich am besten am Strand beim Wellenreiten machen lässt. Am Mittag des nächsten Tages kam dann auch schon der Anruf dass ein Platz frei geworden sei und so ging es zwei Stunden später auch schon aufs Boot.
Ausgerüstet mit Neoprenanzug, Schwimmflossen, Schnorchel, Schwimmbrille und einer geliehenen Digitalkamera, um das ganze auch in Farbe festzuhalten, ging es etwa 25 Minuten aufs Meer hinaus. Auf einmal hieß es dann: „Dolphins left hand side“ und in diesem Moment tauchte auch schon ein kleine Gruppe unter dem Boot hindurch.
Etwas vom Boot entfernt tauchten immer wieder Delphine einer mehrere hundert Tiere großen Gruppe auf und genau da brachte uns das Boot hin.
Von der Plattform am Heck des Bootes ging es ins Wasser. Mit den Delphinen ist das so: Nicht sie unterhalten dich, du musst sie unterhalten, sei es durch „Delphin ähnliche“ laute, tauchen oder dem drehen im Kreis während die Delphine um einen herum schwimmen. Im Briefing hatte es geheißen: „Dolphine like behaviour“ (Sich nach Möglichkeit wie ein Delphin verhalten) Fühlt sich der Delphin nicht richtig unterhalten schwimmt er einfach weiter. Zumindest die anderen Zuschauer auf dem Boot haben auf jeden Fall etwas zu lachen.
Ich hatte Glück und bekam unzählige Tiere vor die Kamera und es ließen sich sogar zwei verschiedene Arten von Delphinen sehen.
Nach zwei Stunden ging es zurück aufs Boot um von dort aus noch ein paar Fotos dieser wunderschönen Tiere zu machen, ehe es wieder Richtung Hafen ging. Ein Stück lang wurden wir noch von Delphinen begleitet die in unserer Bugwelle surften und einige riesige Albatrosse ließen sich auch noch blicken.

Das Schwimmen mit den Delphinen ist definitiv eines der Highlights meines Neuseeland Aufenthaltes und wird mir immer in guter Erinnerung bleiben.
Cheers






Donnerstag, 25. Februar 2010

Happy Birthday Rico

Etwa vier Stunden brauchten wir nach Kaikoura. Ein paar Tage später als geplant kamen wir hier an, da wir ein großes BBQ in Christchurch nicht verpassen wollten.
Kaikoura ist eigentlich nur ein kleiner Ort, ohne große Bedeutung zwischen Christchurch und Blenheim. Allerdings gibt es hier die Besonderheit, dass der Meeresboden vor der Küste sehr steil abfällt, was Wale und Delphine anlockt, die hier einen gedeckten Tisch vorfinden.
Doch bevor es zu diesen atemberaubenden Säugern geht, ging es erst einmal wieder in die Wellen.
Die Küste ist hier, im Gegensatz zu Christchurch zwar steinig, jedoch sind die Wellen deutlich besser. Da das Wellenreiten mir zu liegen scheint, schaffe ich es mittlerweile schon ein wenig auf den Wellen zu surfen, was sogar mit der Kamera festgehalten werden konnte. Auch Rico, der ein Surfboard von Olli, den wir in Dunedin getroffen haben, geschenkt bekommen hat, (Er reist ab und kann das Brett nicht mitnehmen) macht große Fortschritte. (Nur nie vor der Kamera)
Am 23.02.2010, ein paar Tage nach Daniels Geburtstag dem ich hier noch mal herzlich nachträglich gratulieren möchte, hatte Rico Geburtstag. Alles Gute an beide!
Den Tag verbrachten wir nicht viel anders als die anderen Tage auch, da es an dem Ablauf unserer Meinung nach, nichts zu verbessern gibt:
- Um etwa halb Zehn von der Sonne geweckt werden, die den Van in eine Sauna verwandelt.
- Frühstück am Strand, wo wir auch die Nacht verbracht haben.
- Zur Abkühlung danach einmal in den Ozean springen.
- Dann zum Surferstrand fahren und dort den Tag über Wellenreiten.
- Geburtstagskuchen am Strand essen.
- Gegen 5 Uhr in die Stadt fahren um etwas für das BBQ einzukaufen.
- Im Pub ein paar Bier trinken.
- Abends den Geburtstag bei Bier, BBQ und Sternen klarem Himmel ausklingen lassen.

Am morgen des 24.02.2010 machte sich Rico dann auf den Weg nach Picton, wo er sich mit seiner Schwester trifft um ihr die Südinsel etwas zu zeigen.
Ich hingegen werde noch einige Tage hier bleiben, zum einen zwecks Wellenreiten und zum anderen möchte ich hier noch zwei Punkte meiner „To do“ Liste erledigen, die Rico schon früher hinter sich gebracht hat. „Whale watching” und das „Schwimmen mit Delphinen“.

Rico und ich wollen uns dann irgendwo in den nächsten Wochen auf der Südinsel wiedertreffen um gemeinsam mit der Fähre auf die Nordinsel übersetzen.

Ich möchte noch erwähnen, dass ich mich entschlossen habe meinen Aufenthalt in Neuseeland zu verlängern. Mein Rückflugdatum ist eigentlich der 01. April, um das zu erreichen müsste ich aber schon auf dem Weg nach Auckland sein. Dieses Datum war von Daniel und mir recht willkürlich gewählt worden und so werde ich es um ein bis zwei Monate verschieben um den Traum noch etwas weiter leben zu können.

Arohanui
Jan-Lasse

Happy Birthaday Rico!!!


Etwas Sport muss auch im Urlaub sein.

Die Toilettenschilder in einem Pub^^.




Montag, 22. Februar 2010

Practice makes perfekt

In Christchurch, der Hauptstadt der Südinsel genießen wir den Sommer bei strahlend blauen Himmel, warmen Wasser und einem kalten Wind vom Südpol.
Kurz bevor wir Dunedin verlassen haben erwarb ich noch ein Short-board mit dem ich jetzt jede freie Minute auf bzw. im und unter Wasser verbringe. Das stehen auf einem Short-board ist nämlich deutlich schwerer als auf einem großen „Beginner Long-board“ und so treibe ich die meiste Zeit auf meinem Bord, auf eine große Welle wartend, nur um von dieser überrollt und im Schleudergang einmal durchgespült zu werden.
Während Schwimmer diese Brandung meiden oder locker unter den Wellen hindurch tauchen versuch ich die Welle genau dann zu erwischen wenn sie gerade bricht, nur um ihr dies dann gleich zu tun und mir bei dutzenden Saltos und Drehungen unter Wasser fast alle Knochen zu brechen. Hab ich die vielen Liter Salzwasser die man dabei schluckt und der Sand vom Boden des Meeres, der auf den Zähnen knirscht schon erwähnt?
Um es kurz zu machen: Es macht wirklich spaß, auch wenn das lernen etwas mühsam ist.
Abend geht es dann mit ein paar Kumpels in den Pub oder man trifft sich zum BBQ. Es ist einfach ein Traum!!!

Neue Bilder gibt es leider keine, da der Zoom meiner Kamera für vernünftige Fotos beim Wellenreiten leider nicht ausreicht.

Es geht jetzt weiter Nördlich, nach Kaikura wo neben besseren Wellen zum Surfen auch Delphine und Wale zu bestaunen gibt.


Arohanui
Jan-Lasse

Donnerstag, 18. Februar 2010

Über die Berge nach Christchurch

Mit einer neuen Kupplung verließen wir am 16.02.10 das schöne Dunedin mit Richtung Christchurch. Die Strecke am Meer entlang hat, außer den Moeraki Boulders, Steine die wie riesige Abrissbirnen aussehen, nicht viel zu bieten und so entschieden wir uns für einen Umweg, landeinwärts.
Am Waitaki River entlang geht es vorbei an großen Stauseen in die Berge.

Ein lustiges Gespräch mit einem Kiwi in Dunedin möchte ich noch zitieren, das sich ergeben hatte als er erfuhr dass wir Deutsche sind.

Kiwi: Did you know that we have been the first one, who declined war to Germany in 2nd World War?
Ich: No way, you are kidding.
Kiwi: Serious! We have been the first one who declined war. We have just been the last one who arrived.

In den Bergen konnten wir riesige Seen bewundern dessen Schmelzwasser Türkisfarben glänzt und auch ein Abstecher zu einem kleinen Wasserfall durfte auch nicht fehlen.

Ein ebenfalls sehr lustiges Schild eines kleinen Dorfes das seine Abgelegenheit offensichtlich mit Humor nimmt.

Welcome in Waikato
No Hospital
No Doctors
One Crematory

Auch die Beschreibung eines vom Aussterben bedrohten Vogels ließ mich schmunzeln. In dieser hieß es er sei:
- Sehr laut was seine eingeführten Feinde auf ihn aufmerksam macht
- Das Gefieder habe leuchtende Farben
- Sehr langsam
- Flugunfähig
- Und bei Gefahr bleibt regungslos stehen, was für ihn meistens tödlich endet und ihn vom Aussterben Bedroht

Man versucht die Population dieses „Überlebenskünstler“ jetzt auf einsamen Inseln zu Vermehren.

Bei Regen, aber immer noch warmen Temperaturen erreichten wir Christchurch, wo wir einige Tage verbringen werden ehe es weiter nach Kaikura und dann zurück in die „zweite Heimat“ Blenheim geht.
Cheers




Dienstag, 16. Februar 2010

Über die Catlines nach Dunedin und ein verhängnisvoller Hügel

Zwei Tage brauchten wir in TeAnau um uns von den Strapazen des Milford Track zu erholen. Als ich am ersten Tag aufwachte konnte ich kaum noch laufen, ein Tribut an den steilen Abstieg am dritten Tag des Tracks.
Am 08. Februar verließen wir dann TeAnau und fuhren noch weiter Südlich, nach Invercargill. Nach einem kurzen Stopp in dieser, durchaus sehenswerten, Stadt und dem Erwerb von Body-boards ging es auf die Catlines. Eine berühmte Straße die die Küste entlang führt.
Wir kamen zum Südlichsten Punkt Neuseelands, wo wir die Chance nutzten und unsere Body-boards direkt ausprobierten. Ein kleiner Vorgeschmack auf das, uns erwartende Wellenreiten.
Die Catlines entlang, mittlerweile wieder Richtung Norden fahrend, passierten wir mehrere Wasserfälle und den berühmten „Nugget Point“. Große Steine die vor einem Leuchtturm aus dem Wasser ragen, wie riesige Gold-Nuggets.
Am 10. Februar erreichten wir die Studentenstadt Dunedin. Die erste Stadt in Neuseeland die uns auf Anhieb gut gefiel. Viele Parkanlagen, eine Menge junger Menschen und die steilste Straße der Welt. Die Baldwin Street. Eine Straße mit bis zu 40% Steigung! Eine Straße, so steil dass:
- ich sie mit Rücksicht auf meinen alten Van und die ohnehin schon lädierte Kupplung nicht hochgefahren bin.
- der Fußweg Treppen hat.
- und kein Asphalt verwendet wurde weil dieser davon geflossen wäre, bevor er getrocknet gewesen wäre.

Ein passendes Zitat eines anderen Touristen: „Ich möchte mal wissen wer so bescheuert war, eine Straße an einer Wand zu bauen.“
Ein ziemlich cooles Erlebnis hatte ich in der Sandfly Bay, die ihren Namen übrigens zu unrecht trägt. Beim Surfen tauchte 8 Meter neben mir auf einmal ein Seehund auf, guckte mich kurz an um dann mit der nächsten Welle bis an den Strand zu surfen. Dieser ist übrigens voll mit Seehunden und Seelöwen die jegliche Angst vorm Menschen verloren haben. Da kommt es schon mal vor das ein großer, fauler Seehund mitten auf dem Weg zum Parkplatz in der Sonne liegt und sich vom Menschen unbeeindruckt, auch durch rufen und klatschen nicht aus der Ruhe bringen lässt. (wegtragen geht auch nicht, zum einen wegen dem Gewicht und zum anderen muss man sich wegen den scharfen Zähnen etwas in Acht nehmen)
Bei Sonnenuntergang konnten wir dann noch beobachten wie einige Pinguine von der Jagd zurückkehrend aus dem Wasser kamen um in den Dünen den Nachwuchs zu füttern.
Da es uns in Dunedin so gut gefällt, entschieden wir uns ein paar Tage länger hier zu bleiben und mir richtigen Surfbrettern das Wellenreiten zu beginnen.

Das war der Bericht, den ich eigentlich schon vor ein paar Tagen Online stellen wollte. Dann aber passierte das:

Als wir morgens nach der Nacht am Strand mit unseren Vans in die Stadt fahren wollten verreckte mir mein Auto an einem Hügel. Es ging keinen Meter mehr weiter und so ließ ich mich zurück, in eine Parkbucht rollen und rief den Pannendienst, deren Versicherung sich leider echt bezahlt macht. (Kein guter Monat für japanische Autos, während das fahren eines Toyotas scheinbar lebensgefährlich ist, wäre ich froh wenn mein Mitsubishi überhaupt noch fahren würde)
Mein Verdacht viel auf die, oben schon erwähnte, Kupplung und der Pannendienst bestätigte mir dann dass eben diese durchgebrannt sei. Wie ein Donnerschlag traf es mich dann als er mir sagte dass dies einem Totalschaden gleich komme, da eine neue fast dem Wert des ganzen Autos entspricht. (Ab hier könnt ihr den Bericht auch direkt an den mit der Überschrift „Kauft niemals ein Auto von einem Schweizer“ anfügen)
Etwas Ratlos musste ich zusehen wie mein Van das zweite Mal auf einen Abschleppwagen verladen wurde und in eine Werkstatt gefahren. Der Mechaniker wiederholte dann noch einmal die Einschätzung vom Pannenhelfer, meinte aber dass er zufällig noch eine gebrauchte Kupplung auf Lager hat.
Zu einem immer noch astronomisch hohen, aber deutlich besserem Preis als einer neuen, entschied ich mich für den Einbau. Da es aber Freitag war, und der Van nicht vor Montag fertig sein würde saßen wir erstmal in Dunedin fest. Ich nahm noch die wichtigsten Sachen aus meinem Van und zog bei Rico ein.
Um mich von dem Schock etwas zu erholen ging es (nach ein paar Bier) direkt zum Saint Claires Beach wo wir uns Surfbretter ausliehen um etwas zu surfen.
Wie schon erwähnt ist Dunedin eine wirklich schöne Stadt und so konnten wir uns problemlos am Wochenende beschäftigen. Am Samstag starteten wir mit einer Besichtigung der Speights Brauerei, inklusive Bierprobe (Der Guide war der Felsenfesten Überzeugung das nur Neuseeländisches Bier, richtiges Bier sei und versuchte dies den Engländern (Guinness), Holländern (Heinecken) und uns Deutschen (Becks und Co) klar zu machen)
Das Auto mussten wir danach leider vor der Brauerei stehen lassen und so schloss sich eine Besichtigung der Innenstadt und der Schokoladenfabrik Cadbury an, ehe wir uns ins Nachtleben stürzten. Mit dabei war auch Olli, ein Britte der aussieht wie der Sohn von Uri Geller, aber jede Verwandtschaft vehement leugnet.
Den Sonntag gingen wir dann eher ruhig an und wurden abends zum Pizza essen bei ein paar Neuseeländerinnen eingeladen, die wir am Samstag getroffen hatten.
Heute, am Montag bekomme ich endlich meinen Van wieder, was die Kreditkarte zum glühen und mich zum weinen bringen dürfte. Zur Ablenkung werde ich danach wohl erneut aufs Surfboard steigen ehe es dann am Dienstag zurück auf die Straße mit Richtung Christchurch geht.

Cheers












Mittwoch, 10. Februar 2010

Der Milford Track

Zunächst einmal: Vielen Dank für die lieben Glückwünsche. Es ist echt ein gutes Gefühl zu wissen, dass man noch nicht völlig vergessen ist.

Doch nun zum Track. Ich will es vorweg nehmen: Das Wetter war einfach genial. Über 200 Regentage im Jahr, doch wir hatten bestes Wetter und traumhafte Temperaturen.
Am 3. Februar sind wir um 14 Uhr mit einem Boot, eine Stunde lang, durch die Fjorde zum Startpunkt des Tracks gebracht worden. Dort angekommen entschieden wir uns erstmal für eine Abkühlung im Fjord ehe es auf den, nur 5,5 Kilometer kurzen, Fußmarsch zur ersten Hut ging. Die Landschaft glich einem Regenwald und die Schnee bedeckten Hügel im Hintergrund bildeten ein wunderschönes Panorama.
Der Weg führte die ersten zwei Tage an einem Fluss entlang dessen Quellwasser Trinkbar ist. Dort nahmen wir unser zweites Bad an diesem Tag und konnten nur staunen wie klar und sauber das Wasser war. Nach der willkommenen Abkühlung ging es zur Hut und kamen als letzte unserer Gruppe an.
In unserer 40 Mann starke Gruppe waren wir nicht nur tendenziell die jüngsten (Durchschnittsalter lag bei 40 – 45), wir hatten auch das mit Abstand schwerste Gepäck. Das lag zum einen daran, dass wir unnötiger Weise einen Gaskocher mit uns schleppten (Die Huts waren damit ausgestattet) und zum anderen daran, das außer uns alle anderen komplett auf Alkohol verzichtet hatten. So ging auch ein Lachen durch die Runde als Rico und Ich zum Abendessen den Wein und Whisky auspackten.
Während wir noch auf den ersten Tag anstießen gingen unsere Mitreisenden, wie auch in den folgenden Abenden, schon um halb zehn ins Bett. Als wir ihnen gegen 12 Uhr folgten schlugen uns in der Hut zum einen die Verbrauchte Luft von 20 Menschen in einem kleinen Raum entgegen (gefühlte Temperatur von 100 Grad) und zum anderen ein Geräuschpegel, als würden dutzende Förster den Wald roden. Zum Schlafen sind wir also nicht viel gekommen.
Das lag auch daran das sich unsere Zimmergenossen als absolute Frühaufsteher entpuppten (kein Wunder eigentlich, wenn man schon so früh ins Bett geht) und beim Aufstehen keine Rücksicht auf uns nahmen, die gerade einmal ein paar Stunden schliefen. Die Härte war dann noch als ein Australier die Türen weit aufriss und offen ließ, sodass wir von dutzenden stechenden Sandflies geweckt wurden.
Als letzte unserer Gruppe machten wir uns dann gegen 10 Uhr auf zur zweiten, 16 Kilometer langen Etappe.
Nach ein paar Stunden lichtete sich der Wald etwas und die Gebirgsketten rückten links und rechts näher zusammen. Von den noch immer Schnee bedeckten Spitzen der Berge gespeist, ergossen sich von beiden Seiten Wasserfälle in das Tal, welches wir durchschritten. Die Wasserfälle wiederum sammelten sich in kleinen, absolut klaren und überraschend warmen Seen, in denen wir uns öfters abkühlten. Man konnte bis unter den Wasserfall schwimmen und dort im Schmelzwasser eine schöne Dusche nehmen.
„Awesome“ war das meist gebrauchte Wort an diesem Tag und beschreibt das alles schon ganz gut.
Erneut als letzte kamen wir bei der zweiten Hut an. Leider sind uns an diesem zweiten Tag die gesamten vorgekochten Lebensmittel schlecht geworden. 48 Stunden bei etwa 30 Grad sind dem Reis, den Nudeln, den Frikadellen und der Bolognese Soße nicht gut bekommen und wanderten direkt in den Abfall. Zum Glück hatte ich aus meinen Fehlern beim ersten Track gelernt und noch reichlich Trockennahrung eingepackt
Während wir uns also diese zubereiteten gingen die meisten Mitreisenden schon ins Bett, was für den nächsten morgen böses erahnen ließ. Abends feierten Rico und Ich dann mit drei anderen Deutschen, die wir auf dem Track kennen gelernt hatten, in meinen Geburtstag rein.
Nachts entschieden Rico und Ich uns den Schnarchern und Frühaufstehern zu entgehen und unter Sternen klaren Himmel und bei angenehmen Temperaturen draußen zu schlafen. Als Schlafplatz entschieden wir uns für den Hubschrauber Landeplatz der Hut.
Es muss echt einmalig ausgesehen haben wie wir zwei, mit zwei (fast leeren) Flaschen Whisky neben uns, auf dem Landeplatz geschlafen haben, denn am nächsten Tag wusste zum einen jeder das ich Geburtstag hatte (wildfremde Leute haben mir gratuliert) und zum anderen wurden wir den Rest des Tracks immer wieder auf diese Nacht angesprochen.
Den Schachern waren wir diese Nacht zwar entgangen, dafür stürzten sich früh morgens dutzende Sandflies auf uns. Schon wieder!
Der Sandflies zum Trotz dauerte es bis nach 11 Uhr bis wir, wie bisher immer, als letzte los kamen. Das fehlende Vorgekochte Essen und der verloren gegangene Alkohol machten den Rucksack zum Glück deutlich leichter. Dennoch kamen wir ordentlich ins schwitzen, denn es ging am dritten Tag aus dem Tal der Wasserfälle den Berg hoch, bis auf über 1100 Meter. Bereits nach den ersten hundert Metern waren wir wieder total nüchtern. Oben hatten wir dann eine fantastische Aussicht über den Milford Sound dessen ganze Landschaft uns ein wenig an die Alpen erinnerte.
Als weitaus anstrengender und gefährlicher als der Aufstieg sollte sich der Abstieg erweisen. Zum einen war es furchtbar anstrengend bei jedem Schritt abwärts den Körper plus, immer noch schwerem, Rucksack abzubremsen und zum anderem führte der schmale und zum Teil rutschige Weg direkt an einem sehr hohen und ebenso Steilen Hang entlang. Schließlich passierte es und die Kante des Hanges gab unter meinem Gewicht nach, als ich einmal zu nah an sie heran getreten war. Durch das Gewicht meines Rucksackes konnte ich mich nicht mehr fangen und ich griff im Reflex noch nach ein paar Grasbüschel, in der absurden Hoffnung dass die fünf Halme mich halten würden. Zu meinem Glück wuchsen dort am Hang recht viele Büsche, die einen tiefen Absturz meinerseits verhinderten. Glücklich und dem festen Wurzelwerk der Büsche dankend konnte ich unverletzt wieder auf den Weg zurück klettern. Beim weiteren Abstieg gab es zum Glück keine Probleme.
Sehr Sehenswert war dann noch ein hohes schneebedecktes Plateau von dem sich dutzende Wasserfälle in die tiefe stürzten.
Kurz vor unserer letzten Hut kamen wir dann noch am höchsten Wasserfall Neuseelands vorbei, dessen Wassermassen sich 580 Meter in die Tiefe ergießen. Wie Indiana Jones konnte man hier hinter den Wasserfall klettern, auch wenn man dabei nicht so trocken bleibt wie es im Fernsehen den Anschein macht. Ich versuchte dann noch unter dem Wasserfall zu schwimmen, was aber nicht möglich war da die Wucht, mit der das Wasser heruntergeschossen kam, einfach zu groß war.
Natürlich kamen wir auch diesmal wieder als letzte bei der Hut an. Abends, als alle anderen wieder im Bett verschwunden waren saßen Rico und Ich noch bei einem Whisky zusammen, aßen „Instand Apfelkuchen“ und feierten noch ein wenig mein Geburtstag als es sich mit einem mal anfühlte, als würden ein riesiger Hubschrauber die Hütte aus den Verankerungen reißen und hochheben wollen. Alles begann zu wackeln und zu klappern. Der Dialog war in etwa folgender:
- Was´n das?
- Erdbeben?!?
- Neeeeeeee … oder?
- Erdbeben!!!
Ich überlegte noch kurz ob ich mich einfach unter den Tisch fallen lassen sollte, wo der Alkohol mich ohnehin schon hinzog, entschied mich aber dann für den Sprung über die Bank und ins freie, dicht gefolgt von Rico. Kaum draußen angekommen hörte das Beben auch schon wieder auf und ein Guide kam uns grinsend entgegen und meinte nur: “That was fun, right?!“
Das Erdbeben war die letzte unvergessliche Erfahrung an meinem Geburtstag.
Am nächsten morgen standen wir ausnahmsweise mal mit dem Rest der Gruppe auf und erreichten, da sich die letzten 18 Kilometer wieder durch flachen Wald erstreckten, recht mühelos das Boot um zwei Uhr.
Zurück in TeAnau fielen wir erschöpft und überwältigt in unsere Vans.
Die Frage ob dies nun der schönste Track der Welt war viel uns schwer zu beantworten. Wir haben uns dann drauf geeinigt, dass wir (wie auch alle anderen in unserer Gruppe) bisher noch keinen schöneren gesehen haben und dass der Milford Track echt lohnenswert ist.

In den nächsten Tagen werden wir TeAnau verlassen und zur südlichen Spitze der Südinsel, nach Invercargill reisen und von dort aus, die Ostküste hoch über Dunedin nach Christchurch zum Wellenreiten.

Cheers


















Mittwoch, 3. Februar 2010

Drei Tage Westkueste

Der Abschied von den Freunden in Blenheim und der Stadt an sich viel schwer.

Am Sonntag ging es gegen Mittag los, über Nelson nach Westport. Wieder auf der Straße, mit Blenheim im Nacken, war der Abschied schnell vergessen und wich einem Gefühl des Glücks, das schwer zu beschreiben ist. Es „Freiheit“ zu nennen wäre zu einfach, denn es ist mehr. Man fährt mit seinem Van, der mit dem ganzen Besitz beladen ist, durch diese wunderschöne Landschaft, zwar mit einer Richtung, aber ohne Ziel … es ist einfach ein super Gefühl, das ich hier jetzt nicht näher beschreiben kann.

In Westport verbrachten wir (Rico und ich) die erste Nacht am Strand. Nach einem heißen Tag im Van genossen wir ein Bad im angenehm kühlen Ozean. Am zweiten Tag ging es dann von Westport, die Westküste runter nach Haast. Man muss dazu sagen das man das Auto fahren hier in Neuseeland nicht mit dem in Deutschland vergleichen kann. Die Straßen sind in der Regel sehr kurvige Landstraßen und das Fahrverhalten unserer alten Vans wird jenseits der 80 km/h schnell kriminell. Also, Fuß vom Gas!

So eiern wir mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 50-60 km/h durch Neuseeland. Nach einigen Stunden änderte sich die Landschaft grundlegend und glich etwas der Schweiz. Wir kamen in die Berge und fuhren an dem berühmten Neuseeländischen Franz-Joseph-Gletscher vorbei, wo auch ich meinen ersten Schnee in diesem Jahr gesehen hab. Bei über 30 Grad auf Meereshöhe waren oben auf den Bergen immer mal wieder ein paar weiße Punkte zu erkennen.

Ein erneutes Bad im Ozean verschaffte Abkühlung und super Wellen vermittelten schon einmal einen Eindruck vom Wellenreiten. Auch für den kurzen, aber lohnenswerten, „Truman Track“, der zu einer super schönen Bucht führte, war noch Zeit.

Abends, auf einem Campingplatz nahe Haast machten wir dann die erste intensive Bekanntschaft mit einer, der wenigen Schattenseiten, Neuseelands. Sand flies!!! Winzige Stechfliegen die in den Sounds zu Billiarden leben. Sprays verschaffen zumindest kurzfristig Linderung. Am Ende des Milford Tracks, der übrigens „Sand Fly Bay“ heißt gibt es ein Information-Center mit Luftschleuse und Überdrucksystem um die Viecher draußen zu halten.

Am nächsten Tag brachten wir die letzten Kilometer über Queenstown nach Te Anau hinter uns, wo wir unsere Vorräte für den Track auffüllen, Lebensmittel vorkochen und die Nacht verbringen.

Ich habe aus meinen Fehlern vom Queen-Charlotte-Track gelernt und stopfe meinen Rucksack diesmal voll mit Lebensmitteln. Da es auf diesem Track Hütten gibt können wir das Zelt im Van lassen. Der dadurch gewonnene Platz wird voll und ganz dem Alkohol geopfert, denn an meinem Geburtstag auf dem Track soll der uns nicht fehlen. Selbst das Trockenpulver eines Apfelkuchens hat es ins Gepäck geschafft.

Eine Herausforderung die uns heute erst bewusst geworden ist: Am 06. Februar, quasi ein Tag nach meinem Geburtstag, müssen wir nach einer sechs Stunden langen Schlussetappe um zwei Uhr ein Boot bekommen das uns aus dem Milford Sound wider raus bringen soll. Allerdings ist das ja Sache von „Futur Rico“ and „Futur Jan“.

Und: Es scheint das wir mit dem Wetter unglaubliches Glück haben. Bei über 200 Regentagen im Jahr sagt die Vorhersage bestes Wetter für die nächsten vier Tage voraus.

Dazu zitiere ich Ricos Motto: „Warum sollte es Regnen? Wäre ja Blödsinn! Würden wir ja nass werden!“ Und es scheint als würde er Recht behalten.

Best wishes vom schönstem Track der Welt.