Ich hatte ein Boot für 11 Uhr am 26.10.10 gebucht. Die Boote, die mindestens alle 30 Minuten fahren, bringen mit jeder Fahrt einige Hundert Touristen auf „The Rock“. Dementsprechend ist es auch immer recht voll dort.
Nach nur 12 Minuten Fahrt waren wir da. Der erste Gedanke war: Das kennst du doch!!! Diverse Male konnte man Alcatraz in Filmen oder Dokumentationen sehen und da die Insel nun mal wirklich nicht groß ist, gibt es nur wenige Flecken, die man noch nicht irgendwo mal gesehen hat.
Sehr interessant zu sehen ist vor allem, wie die Natur nach und nach die Insel zurückerobert und überall auf den kargen Beton Flächen, grünes Leben durch den Boden bricht.
Des Weiteren hält fast jede Ecke irgendeine, in die Historie eingegangene, Geschichte bereit. Sei es während der Zeit von „Fort Alcatraz“, als Bastion gegen Feinde des Landes, „Prison Alcatraz“, als Gefängnis gegen Feinde des Volkes oder während der Zeit, als Ureinwohner aus Protest die Insel besetzten.
Was mir auch sofort auffiel war die Nähe zum Festland, die Nähe zu San Francisco. Wenn ich es nicht besser wissen würde, hätte ich keine Zweifel daran, die Entfernung schwimmen zu können. Zumindest die Distanz würde kein Problem darstellen. Eher schon die nicht Sichtbare Strömung in der „Bay“ und die Temperatur des Wassers.
Die Stadt ist so nah, das die Gefangenen bei günstigem Wind sogar Musik und Stimmen, vom Partyleben auf dem Festland hören konnten.
Das muss wohl das Schlimmste gewesen sein, jeden Tag zu sehen, oder sogar zu hören, was man verpasst, während man auf einer kleinen, felsigen Insel festsitzt. Kein Wunder das es so viele versuchten zu entkommen, wenn die Freiheit doch so greifbar scheint.
Auf dem Rückweg stattete ich noch dem „Cable Car“ Museum einen kleinen Besuch ab. Dieses war zumindest gratis und recht informativ. Nachdem die Fahrt mit dem „Cable Car“ eine solche Katastrophe war, eine willkommene Abwechslung.
Heute ist dann auch schon mein letzter Tag in San Francisco. Viel zu wenig Zeit um die ganze Stadt zu erkunden, aber dennoch genug um zumindest einen kleinen Eindruck zu gewinnen. Neben dem beschriebenen kann man aber auch nicht verleugnen, dass sehr viele Obdachlose Teil des Stadtbildes sind.
Offiziell haben über 7000 Menschen keinen festen Wohnsitz und das merkt man auch, wenn man durch die Straßen schlendert. Hier zeigt sich, dass der Teller des Wohlstandes nicht groß genug ist, für alle Amerikaner und es kein, wie in Deutschland üblich, staatliches Sicherungsseil gibt, das den sozialen Absturz verhindert.
Da ich erst am Nachmittag zurück nach LA fliege, hatte ich zumindest noch den halben Tag um diese Stadt zu genießen. Ich nahm einen Bus zur Golden Gate Bridge um ein großes Ziel der Reise zu erreichen. Einmal über die Golden Gate Bridge zu joggen.
Auch wenn es keine Rekordzeit war, war es der mit Sicherheit bisher eindruckvollste Lauf meines Lebens: Super Wetter und eine grandiose Aussicht, besser geht es fast nicht. Nur die laute Straße störte etwas. Zum Glück bekam ich aber auch von den Abgasen fast nichts mit, da der Wind in die andere Richtung wehte. Unglaublich ist auch, dass die ganze Brücke unter den Autos permanent erzittert und bebt. Auch die puren Ausmaße sind überwältigend und umso erstaunlicher, wenn man bedenkt wie alt diese Brücke mittlerweile ist. Ein wahres Meisterstück deutscher Ingenieurskunst und für mich ein gelungener Abschied von dieser wunderschönen Stadt.
Heute fliege ich erstmal zurück nach LA. Zum einen weil ich meinen Koffer dort gelassen habe und zum anderen weil mein Flug nach New York nun mal dort startet.
Und morgen Abend heißt es dann: GOOOOOOOOOOOOOOOOD Morning New York!!!
Best wishes
Jan-Lasse