Dienstag, 16. März 2010

Auf dem Gipfel der Erde

Der Arthurs Pass ist einer, von zwei Pässen, der die Westküste der Südinsel mit der Ostküste verbindet. Am Freitag den 12.03.2010 starteten Rico und ich in Greymouth die Reise. Bald schon ging es in die Berge und nach einigen steilen Anstiegen beschlossen wir auf etwa 700 Höhenmetern eine kleine Pause zu machen um die Aussicht zu genießen.
Als wir aus unseren Vans stiegen waren wir geschockt: Es war arxxx kalt. Maximal zwölf Grad!!! (Zitat von Rico: „Scheixx, was ist denn das hier fürn Mist“)
Schnell wechselten wir unsere T-Shirts und kurzen Hosen gegen Pullover und Jeans und verbrachten die Pause im geheizten Auto.
Auf dem höchsten Punkt des Arthurs Pass, der gleichzeitig Ausgangspunkt für diverse Tracks ist, besichtigten wir noch einen Wasserfall und verkrochen uns abends recht schnell in unsere Vans. Diese Nacht verbrachte ich in zwei Schlafsäcken, da die Temperatur noch bis auf 5 Grad sank.
Für den nächsten Tag hatten wir, den mit sechs bis acht Stunden ausgeschriebenen, Avalanche Peak Walk geplant. Als wir uns im „Information Center“ über diesen informieren wollten, bekamen wir umgehend Fragebögen ausgehändigt, auf denen wir unsere Route beschreiben sollten. Sollten wir uns gegen Abend nicht zurück melden, so würden sie am nächsten Tag eine Suchmannschaft losschicken. Meiner Ansicht nach, wären wir dann zwar schon längst erfroren, (Wie gesagt, es war arxxx kalt) dennoch hielt ich das für einen feinen Zug.
Warum sie diese Sicherheitsmaßnahme empfahlen, wurde uns später bewusst. Erst einmal machten wir und auf die Besteigung des über 1800 Meter hohen Gipfels. Der Weg war zwar mit Stöcken markiert, aber nicht befestigt und so kam es von Zeit zu Zeit vor, dass wir mit Händen und Füßen klettern mussten.
Nach ein paar Stunden, als wir die Baumgrenze hinter uns gelassen hatten, gab es super Aussichten auf das Tal und die anderen Berge. Der Weg führte nun immer öfter an einem einseitig verlaufenden Abhang entlang, welcher uns schon manchmal ein mulmiges Gefühl gab, da dieser nicht befestigt war, noch aber kein Problem darstellte.
Auf den letzten 10 Minuten zum kleinen, etwa fünf mal fünf Meter großem, Gipfelplateau wurde es dann aber kriminell: Der Weg, der zum Teil weniger als Schulterbreit war, führte oben direkt auf der Kuppe entlang und links und rechts erstreckte sich jeweils ein mehrere hundert Meter tiefer Abgrund. (Ich hab das versucht auf den Fotos deutlich zu machen)
Rico, der ohnehin etwas mit Höhenangst zu kämpfen hatte, entschied sich, diesen Teil der Wanderung zu überspringen. Mir kamen auf dem Weg zwei andere Wanderer, Käsebleich, entgegen die am ganzen Körper zitterten und ihren Blick nicht von dem Weg heben wollten/konnten.
Der Weg verengte sich, bis er nur noch wenig mehr als Fußbreit war, wo rechts der Abgrund wartete und auf der anderen Seite noch ein kleiner Hügel losen Gesteins, das an Kohle erinnerte, und hinter dem ein mindestens ebenso tiefer Abgrund lauerte.
Von dem kleinen Gipfelplateau aus hatte man dann eine wunderschöne Aussicht auf Berge und Täler, konnte aber dennoch nicht richtig entspannen, da der Abgrund allgegenwärtig blieb. Ein Dank an dieser Stelle an Daniel, dessen warme Fleecejacke, die er mir zurückließ, mich gut wärmte.
Der Abstieg erwies sich als deutlich anspruchsvoller als der Aufstieg, da diese Route einem anderen Weg folgte und sich zumindest einseitig stets ein Abgrund auftat. (Ich hatte Rico bisher selten so schweigsam und konzentriert erlebt^^)
Dem allem zum Trotz war die Landschaft, die zeitweise an Szenen aus „Herr der Ringe“ erinnerte, atemberaubend schön und schließlich schafften wir es sicher wieder zu unseren Autos, natürlich erst nachdem wir uns beim „Informationcenter“ zurückgemeldet hatten.

Am selben Abend verließen wir noch den Arthurs Pass und fuhren nach Christchurch, da wir es nicht länger als 26 Stunden in dieser Schweinekälte aushielten.

Hier verbringen wir jetzt noch die nächsten paar Tage und fahren dann Richtung Norden. Da hier der Herbst langsam einzieht, setzen wir bald auf die wärmere Nordinsel über.

P.S.: Ricos Van hat den neuen WOF ohne größere Probleme bekommen.

Arohanui












1 Kommentar:

  1. Ach du liebe Lotte,
    bei aller landschaftlichen Schönheit, auf diesen Gipfel würde mich niemand kriegen. Ich kann Rico sehr,sehr gut verstehen.Offensichtlich leidest Du nicht unter Höhenangst,gut dass Du wieder heil unten angekommen bist.
    Joja

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